Matthias Wohlgenannt                          Studienseminar Kunst 2007/2008                              Erasmus-Grasser-Gymnasium München

Modell – Schultheater (8.Klasse)

 

Die Schüler sollen in Gruppenarbeit Bühnenbild-Modelle für eine Aufführung des Schultheaters herstellen. In der ersten Stunde wird in einer theoretischen Einheit der Illusionismus des 19. Jahrhunderts am Beispiel von Bühnenbildern des bayrischen Königs Ludwig II. erläutert. Besonders besprochen wird die Photographie eines Bühnenbildmodells aus Papier, das Ludwig II. 1867 von Angelo Quaglio anfertigen ließ. Es zeigt die Sängerhalle der Wartburg in einer Bühnenszene des Tannhäuser. An dem Modell werden die bildnerischen Mittel, die im Bühnenbild Räumlichkeit und Tiefenwirkung erzeugen, hervorgehoben und an der Tafel festgehalten. In der darauffolgenden Stunde wird die Photographie einer aus mehreren Ebenen bestehenden Postkarte gezeigt. Die Schüler sollen versuchen herauszufinden, aus wie vielen Schichten die Postkarte im Original aufgebaut ist und wo die Grenzen der verschiedenen Schichten verlaufen. Anschließend wird der Klasse die Karte im Original präsentiert, um die einzelnen Ebenen visuell zu verdeutlichen. Auf die Möglichkeit einer perspektivischen Darstellung innerhalb einer Ebene wird an diesem Beispiel verwiesen. Dass mit dem Thema „Staffelung von Ebenen“ auch spielerischer umgegangen werden kann, soll ein kurzer Film zeigen. Zwei Schüler des Gymnasiums Untergriesbach, die Zwillinge Benjamin und Stefan Ramirez, erstellten 2005 diesen 20 sec Clip und haben schon mehrere Preise damit gewonnen. In einer Kartonbox lassen sie für kurze Momente verschiedene Motive in verschiedenen Ebenen auftauchen. Die Motive, die durch einen Schlitz an der Unterseite der Box nach oben geschoben werden, sind durch ihre Staffelung für einen Augenblick Bühnenkulisse. Genau diese Technik soll von den Schülern nun für einen eigenen Bühnenbild-Entwurf verwendet werden.

Die Arbeitsmaterialien werden den Schülern kurz vorgestellt und die Technik an einem Anschauungsobjekt kurz demonstriert. Aus bereitgestellten Motiven wählt sich jeder Schüler ein oder zwei aus. Diese werden ausgeschnitten, durch einen Kartonstreifen auf der Rückseite verstärkt und dann von unten in die Box geschoben und so angeordnet, dass eine räumliche Situation mit möglichst großer Tiefenwirkung erzeugt wird. Während der Arbeitsphase ist eine Absprache zwischen den Mitgliedern einer Gruppe sehr wichtig.  Das Ziel der Stunde ist ein Photo, das den ersten Schritt auf dem Weg zu einem stimmigen Bühnenbildmodell festhalten soll.

Die Schüler besprechen an diesem ersten Entwurf grundsätzliche Probleme, aber auch positive Umsetzungen der Aufgabenstellung.

Das Ergebnis dieser zweiten Stunde ist ein Zwischenergebnis, ein Zustand auf dem Weg zu einem Bühnenbildmodell für das Schultheater. Dieser Zustand soll in den darauffolgenden Stunden aufgegriffen werden. Das Modell soll ausgebaut und verfeinert werden. Manche Bauteile müssen wahrscheinlich überarbeitet oder auch ausgetauscht werden. Das Bühnenbild soll außerdem mit von den Schülern selbst mitgebrachten Kulissenbauteilen erweitert werden.

Die Schüler sollen außerdem mit Taschenlampen versuchen, einzelne Ebenen zu beleuchten und dadurch die räumliche Wirkung zu verstärken.

„König Ludwig II. – Museum Herrenchiemsee (Katalog)“, herausgegeben von Gerhard Hojer, München, 1986

„20 seconds“, Benjamin und Stefan Ramirez, 2005