Mumien

Eine Unterrichtssequenz für die 5. Jahrgangsstufe
von Gerhard Schebler

 

Die Mumie im Sarkophag

1. Bildbetrachtung und Heranführung     [1 Schulstunde]

Den Schülern werden Mumiensarkopizierung von stattehage aus dem alten Ägypten gezeigt. Im Unterrichtsgespräch wird das Vorwissen der Schüler aufgerufen und herausgearbeitet, wie die Mumifn ging und welchen gesellschaftlich-religiösen Hintergrund sie hatte.

Die Frage wird erörtert, von welchen Naturerscheinungen die Ägypter zur Mumifizierung angeregt worden sein könnten. Hinweise gibt die genauere Betrachtung eines Sarkophagdeckels, auf dem die Schüler rasch zwei große, über den Körper gebreitete Flügel erkennen und so Parallelen zur Verpuppung von Insekten ziehen können. Begleitend werden den Schülern Abbildungen von Kokons gezeigt, die mumifizierten und bandagierten Leichnamen gegenübergestellt werden.

Ziel der Bildbetrachtung ist die Herausarbeitung des ideellen Hintergrunds der Mumifizierung, (Jenseitsreise und die „Entpuppung“ des Toten), sowie eine Verdeutlichung der verschiedenen Stufen der Mumifizierung (Balsamierter Leichnam, Kanopengefäße, Bandagierung, Sarkophagdeckel, „Babuschka-Prinzip“).

Die wichtigsten Ergebnisse können in einem Tafelbild festgehalten werden.

Zur Hinführung an das praktische Thema wird nun das Augenmerk auf die Frage gelegt, warum bei den Ägyptern nicht nur menschliche, sondern auch tierische Leichname mumifiziert wurden. Hierzu werden den Schülern Abbildungen von Katzenmumien und -sarkophagen, sowie ein bandagierter Stierkörper gezeigt. Es wird im Unterrichtsgespräch festgestellt, dass diese Tiere entweder als heilig verehrt wurden oder wie die Uschebtifiguren den Toten im Jenseits helfen sollten.

Die Schüler erhalten nun die Aufgabe, bis zur nächsten Stunde einen Gegenstand (bzw. ein Wesen)  ihrer Wahl zu bandagieren, den ein Pharao im Jenseits brauchen kann. Das Objekt sollte freilich nicht verderblich sein und nicht größer als 10 cm, die Bandage kann aus Mullbinden, Schnüren, Alufolie, Papier, Klebstreifen oder anderem bestehen. Wichtig ist, dass weder die anderen Schüler noch der Lehrer wissen, was genau mumifiziert wurde.

2. Praktische Einführung und Herstellung des ersten Sarkophagdeckels     [2 Schulstunden]

Die Schüler versammeln sich im Keramikraum, wobei sie ihre Mumien mitgebracht haben. Sie erhalten nun eine kurze Einführung in die folgenden Arbeitsschritte:

Zunächst sollen sie aus der vor ihnen liegenden Tonscheibe eine Art „Badewanne“ für ihre Mumie formen, wobei zu beachten ist, dass die Mumien bis zur Hälfte darin verschwinden kann und die Wanne mindestens 5 mm größer als der bandagierte Gegenstand sein sollte. Wenn die Schüler alle die Wanne geformt haben, wird diese vom Lehrer korrigiert und der nächste Arbeitsschritt eingeführt. Die Wanne wird mit Gips ausgegossen werden, so dass Vertiefungen im Ton später als erhabene Partien erscheinen. Den Schülern wird dies mittels Demonstrationsobjekten verdeutlicht. Sie sollen nun versuchen, diese Möglichkeit zu nutzen und in die Wanne Vertiefungen zu drücken, kratzen, stechen etc. Es wird ihnen die Möglichkeit eröffnet, dadurch Tier- oder Menschenformen anzudeuten.

Nun erhält jeder Schüler ein Stück Frischhaltefolie, mit welcher er die bandagierte Mumie umwickelt, damit diese gegen den Gips abgesperrt ist.

Der Lehrer hat mittlerweile eine größere Menge Gips vorbereitet, den er mit einer Schöpfkelle in die einzelnen Wannen eingießt. Sobald der Gips bereits ein wenig fester wird, drücken die Schüler ihre mit Folie umwickelte Mumie in das Gipsbad, bis der Gips möglichst genau die Hälfte der Mumie bedeckt.

Nach ca. 15 Minuten ist der Gips fest geworden und das Tonbett kann entfernt werden. Der Ton wird für die nächste Stunde aufbewahrt (er kann leider nicht mehr für Töpferarbeiten verwendet werden).

3. Herstellung des zweiten Sarkophagdeckels      [2 Schulstunden]

Anhand der ausgeteilten Gipsdeckel der letzten Stunde erkennen die Schüler, wie die plastische Verzierung des Tons in der negativen Gipsform zur Geltung kommt. Sie erhalten in dieser Stunde die Chance, ihr Könnenbeim zweiten Deckel zu steigern. Wieder sollen sie eine Wanne für die Mumie formen, wobei nun darauf zu achten ist, dass die Oberkante der Wanne möglichst genau an den bereits gegossenen Gipsdeckel angepasst wird. Dies bereitet etlichen Schülern Schwierigkeiten, der Lehrer kann hier helfend eingreifen. Ist die grobe Gussform hergestellt, können die Schüler an die Verzierung durch Eindrücken oder Herausarbeiten des Tones gehen.

Bevor der Gips eingefüllt wird, erhält jeder Schüler ein weiteres Stück Frischhaltefolie, welches er bereitzuhalten hat.

Nachdem der Gips in die Wannen gegossen wurde, legen die Schüler nun die Folie über die Oberkante der Wanne und drücken dann die noch deckellose Seite der Mumie in den mit Folie bedeckten Gips. Sie halten die Mumie dabei am bereits gegossenen Deckel fest und drücken sie so weit hinein bis der Gips ringsum an den ersten Deckel anschließt.

Nach 15 Minuten kann das Tonbett wieder entfernt werden und die Schüler versäubern mit dem Messer ihre beiden Mumiendeckel.

 

4. Bemalung der Mumien      [2-4 Schulstunden]

Zu Beginn dieser Stunde werden nochmals ägyptische Sarkophage betrachtet, wobei das Augenmark diesmal besonders auf die farbige Gestaltung gelenkt wird.

An der Tafel zeichnet der Lehrer mehrere, etwa 20 mal 20 cm große Felder, in die verschiedene, nach vorne gerufene Schüler Muster und Gestaltungselemente des betrachteten Sarkophages aufzeichnen. Herausgearbeitet wird des Weiteren die Möglichkeit, Figuren und Schrift zum Einsatz zu bringen sowie die kontrastreiche Gestaltung der Sarkophage mittels reiner, oft komplementärer Farben (Eine Wiederholung des Farbkreises und der Kontraste bietet sich hier an.)

Die Schüler sollen nun mit ihren Deckfarbenkästen die Mumiendeckel außen und innen bemalen, wozu sie aber nur einen 1er Bostenpinsel verwenden dürfen, der sinnvoller Weise vom Lehrer gestellt wird. Zusätzlich steht ihnen eine geringe Menge Goldfarbe zur Verfügung.

Während des Malprozesses sollten die Schüler immer wieder angehalten werden, möglichst kleinteilig und ornamental zu arbeiten. Dazu werden sie auf die Musterproben an der Tafel verwiesen.

Das Rollbuch zur Mumie

1. Heranführung an die ägyptischen Hieroglyphen      [1/2 Schulstunde]

Bereits in der letzten Stunde, in der die Schüler mit der Bemalung der Gipssarkophage beschäftigt waren, wird den Schülern als Hausaufgabe bzw. als Zwischenthema ein Blatt ausgegeben, auf dem eine Art „Stein von Rosette“ abgebildet ist. Der Lehrer hat hierzu auf die Abbildung eines Steins einen Hieroglyphentext sowie dessen Übersetzung in deutscher Sprache und lateinischen Buchstaben geschrieben. Eine einfache, wenngleich auch nicht ganz zutreffende Übersetzungshilfe findet man im Internet (etwa unter www. hieroglyphen.de), dort finden sich auch Schriftfonds zum Herunterladen. Man kann das Ganze aber auch mit der Hand schreiben.

 

Die Schüler sollen sich nun als kleine „Champollions“ ein „Alphabet“ erarbeiten, mit Hilfe dessen sie einen kurzen eigenen Text gestalten sollten, den ihr Banknachbar in der nächsten Stunde zu entziffern hat.

Die Ergebnisse der Übersetzungsarbeit werden zu Beginn der Stunde verglichen und das „richtige“ Alphabet erarbeitet, das den Schülern als Kopie ausgegeben wird. Nun werden die kleinen Botschaften untereinander ausgetauscht und übersetzt.

2. Einführung in das Thema Rollbuch      [1 Schulstunde]

Gezeigt werden Abbildungen mehrerer ägyptischer Rollbücher, die am Besten verschiedene Aspekte der Gattung beleuchten. Die Schüler arbeiten im Unterrichtsgespräch heraus, dass die Bücher auf Papyrusbahnen geschrieben und anschließend aufgerollt wurden. Mittels einer Abbildung eines Schreibers wird gezeigt, wie die Ägypter schrieben und dass Schrieben eine heilige Tätigkeit war. Ein einzelner Schüler versucht, die Schreibhaltung nachzuahmen und die Klasse überlegt, welche Probleme entstehen könnten. Insbesondere kann herausgearbeitet werden, dass die Ägypter allmählich zum Schreiben in senkrechten Registern übergingen, um das Geschriebene nicht mit der Hand zu verwischen.

Nun wird ein ägyptisches Totenbuch eingehender betrachtet: Die Gestaltung der Schrift, die Aufreihung der Figuren auf einer Standlinie, die strenge Seitenansicht und die Ausgestaltung mit reinen Farben werden erkannt.

Eine inhaltliche Analyse zeigt, dass das Totenbuch den Verstorbenen im Jenseits zeigt und ihm Anweisungen zum seligen Leben gibt. Hierzu können eventuell Texte aus Totenbüchern vorgestellt werden.

3. Gestaltung eines eigenen Rollbuchs      [2-4 Schulstunden]

Die Schüler erhalten nun die praktische Aufgabe, selbst ein Rollbuch nach den herausgearbeiteten Kriterien zu gestalten, das das Leben ihrer Mumie im Jenseits zeigt. Neben Bildern sollen auch Texte berichten, was sich dort alles zuträgt.

Hierfür erhalten die Schüler einen Streifen festeres Packpapier, Tusche und Federn (Schnurzug- und Bandzugfedern, mit denen sie experimentieren können).

Die Vorzeichnung erfolgt mit Bleistift, dann werden Umrisse und Schrift mit Tusche und Feder nachgezogen. Abschließend wird das Buch mit Farbstiften koloriert.